USA, 2008
Kinostart: 04.12.2008

Mord im Orient-Express

Sieben Tage dauert die Zugfahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau. Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) haben gerade mehrere Monate in China verbracht und freuen sich nun auf eine beschauliche Heimreise. In ihrem Abteil lernen sie Carlos (Eduardo Noriega) und Abby (Kate Mara) kennen. Zwischen Carlos und Jessie entwickelt sich eine gegenseitige Faszination, die der gutgläubige Roy nur allzu gerne übersieht.
Als Roy nach einem Zwischenstop nicht mehr im Zug auftaucht, bekommt Jessie es mit der Angst zu tun.

Im Zeitalter der Billigflugreisen ist das Untergenre des Thrillers im Zug praktisch ausgestorben. Eigentlich schade, denn das geschlossene, sich bewegende Setting verbindet auf natürliche Weise klaustrophobische Suspense mit einer dynamischen Umgebung. Umso schöner, dass der neue Thriller von Maschinist-Regisseur Brad Anderson so gut gelungen ist. Der Film beginnt gemächlich, Anderson führt seine Figuren in aller Ruhe ein. Doch nach und nach zieht er die Spannungsschraube an. Immer wieder lockt er Figuren wie Publikum auf falsche Fährten, wobei ihn die guten Schauspieler tatkräftig unterstützen. Allen voran Emily Mortimer tut sich hervor, deren Jessie noch heute vor ihrer wilden Jugend davon läuft.
In der letzten halben Stunde verliert der Film seine Tugenden leider etwas aus den Augen. Zum einen sind manche Wendungen kaum glaubwürdig, zum anderen wird gegen Ende auch der Zug verlassen, was zu einer unoriginellen Hetzjagd zu Fuß führt.
Spannend bleibt es aber, insofern ist das unrunde Finale zu verzeihen. Zudem wird auch die Frage von Schuld und Moral angenehm ambivalent gehandhabt, so dass die Zuschauer auf dem Nachhauseweg vom Kino noch ein bisschen zu diskutieren haben.

Brad Anderson gelang ein packender, geradliniger Thriller, der von einigen echten Überraschungen, guten Darstellern sowie hübsch eingefangenen Drehorten profitiert. Unterm Strich also eine dicke Empfehlung für alle Freunde des Spannungskinos.

Felix Flex” Dencker