USA, 2007
Kinostart: 10.01.2008

Ein Heilmittel gegen Krebs entwickelt sich zum todbringenden Virus und breitet sich unaufhaltsam über den gesamten Erdball aus. Der Großteil der Weltbevölkerung stirbt, der überwiegende Rest verwandelt sich in nachtscheue Mutanten.
Robert Neville, hochrangiger Wissenschatler im Dienste des Us-Militärs, ist aus unbekannten Gründen immun und damit der einzige Überlebende in der Millionenmetropole New York, vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Seit drei Jahren sendet er Nachrichten, um andere Überlebende zu finden und versucht erfolglos, mithilfe seines eigenen Blutes ein Gegenmittel herzustellen. Seit drei Jahren kämpft er tagtäglich ums Überleben und gegen die Einsamkeit. Seit drei Jahren dürstet die mutierte Übermacht nach dem Blut des einzig verbliebenen menschlichen Opfers.

I Am Legend basiert auf dem gleichnamigen Kultroman des amerikanischen Schriftstellers Richard Matheson aus dem Jahr 1954. Die bisherigen Verfilmungen The last Man on Earh mit Vincent Price und Der Omega-Mann mit Charlton Heston hinterließen bei den zahlreichen Fans des Buches einen reichlich zwiespältigen Eindruck. Die bereits seit Jahren geplante Neuadaption sollte zunächst noch Ridley Scott mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle inszenieren, danach war auch Michael Bay für den Posten vorgesehen. Im Endeffekt durfte Constantine-Regisseur Francis Lawrence ran, Blockbuster-Garant Will Smith ist in der Hauptrolle zu sehen.

Ich wage zu behaupten, dass die Anhänger der Romanvorlage auch mit der aktuellsten Verfilmung wenig glücklich sein werden. In abgeschwächter Form wird dies aber auch für den unbelesenen” Teil des Publikums gelten. Der Hund liegt wie so oft im Drehbuch, in diesem Falle von Mark Protosevich und Akiva Goldsman, begraben, was umso ärgerlicher ist, weil die ersten beiden Drittel des Streifens kaum Anlass zum Meckern liefern.
Das Setting im menschenleeren, post-apokalyptischen New York ist großartig, die Inszenierung überaus stimmungsvoll, wobei sich Lawrence wohlweislich auf den psychologischen Aspekt der Geschichte konzentriert. In Verbindung mit dem erstklassigen Spiel von Will Smith gelingt es auf eindringliche Art und Weise in die von tiefer Trauer und totaler Vereinsamung bestimmte Gefühlswelt des Robert Neville einzutauchen. Dazu gesellen sich gruselige Spannungsmomente, die zwar konventionell in Szene gesetzt wurden, ihre Wirkung jedoch nicht verfehlen. Das bedrückende Jetzt des Protagonisten wird dabei immer wieder von Rückblenden aufgelockert, welche die wesentlichen zugrundeliegenden Geschehnisse zeigen.

Doch nach einer knappen Stunde Spielzeit überschlagen sich unversehens die Ereignisse: Gehetzt werden der Geschichte neue Komponenten hinzugefügt und zuvor Nebensächliches darf sich mithilfe von geradezu lachhafter Metaphorik zum Wendepunkt der Geschichte aufschwingen, die damit urplötzlich einen borniert-religiösen Einschlag erhält und die simple Glaubensfrage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Damit verpufft nicht nur der gesellschaftspolitische Zündstoff von Mathesons vielschichtiger Vorlage, sondern auch die bis dorthin schön ausformulierte Charakterstudie. Die Zuseher werden dann noch mit einem lauten, jedoch wenig beeindruckenden Special-Effects-Finale und einem abschließenden, reichlich hanebüchenen Epilog abgespeist und nach knapp 90 Minuten verdutzt aus dem Kinosaal entlassen.

Fazit: Trotz eines toll aufspielenden Will Smiths und spannenden, atmosphärisch dichten 60 Minuten versetzt das unbefriedigende letzte Drittel I Am Legend den Todesstoß, womit das Kinojahr 2008 leider mit einer ersten großen Enttäuschung eingeläutet wird.

Michael Eminence” Reisner