Kinostart: 26.08.10

Alles auf Levy

Der Regisseur Alfed Alfie” Seliger (Markus Hering) steckt in der Midlife-Crisis. Sein neuestes Projekt, eine schwarze Komödie über die Mohammedkarikaturen, kommt nicht voran und weckt bei seiner Mitwelt den Verdacht auf einen Todeswunsch. Seine Ehe mit Helena (Meret Becker) liegt in Trümmern, und seine Kinder (David Schlichter und Hannah Levy) respektieren ihn nicht.
Selbstironisch bis zur Schmerzgrenze, da immer seiner eigenen Lächerlichkeit bewusst, humpelt er als ein deutscher Woody Allen duch die Filmwelt, bekommt von Katja Riemann einen Wein übers Sacko geschüttet und von einem Arzt, der frappierende Ähnlichkeit mit Heino Ferch hat, sowie seinem Psychiater (Udo Kier) beunruhigende Diagnosen gestellt. Als er mit einem Soapstar (Yvonne Catterfeld) rumknutscht, droht er, seinen Hauptdarsteller und ihren Liebhaber, Weltstar Georg Maria Stahl (Gottfried John), zu verlieren.

Bis zu diesem Punkt wirkt der Film, also wolle er auf Rossini, die große Nabelschau der deutschen Filmbranche, noch einen draufzusetzen, ein Versuch, der spätestens, wenn Veronica Ferres sich an einem russischen Akzent probiert, einen Einschlag von Posse á la Peter Steiner bekommt.
Nach einem Selbstmordversuch jedoch konfrontiert Seliger seinen Schöpfer, einen Regisseur namens Dani Levy, und erlebt den Rest der Geschicht als seiner Fiktionalität bewusst. Mit dem Einzug der Postmoderne zerfallen die Handlungsstränge in eine Aneinanderreihung von aberwitzigen Szenen, die kein Ende findet, dafür aber einen Abspann.
Einige Szenen erinnern sehr an jenen anderen Ausbruchversuch einer Hauptfigur in Stranger than Fiction. Doch positiv bleibt festzuhalten, dass es sich bei Das Leben ist zu lang um ein mutiges existentialistisches Drama handelt, bei dem sich das Who is who der deutschen Filmbranche die Klinke in die Hand gibt.
Aber auf der anderen Seite kommt mit The Expandables zeitgleich ein Film in die Kinos, in denen Film und Metafilm ein wirklich unterhaltendes Ganzes ergeben. Dagegen wirkt Das Leben ist zu lang wie eine Ansammlung von Insiderwitzen für die am Film Beteiligten, während der Zuschauer leider außen vor bleibt.

Sven Ole Leisure Lorence’ Lorenzen