USA, 2006

Wir werden Alt, man.

Als Spezialist für Ensemblefilme ist es für Robert Altman nach über fünf Jahrzehnten in Hollywood und zahllosen, teils wegbereitenden Inszenierungen wahrlich kein Problem, namhafte Akteure gleich reihenweise vor der Kamera zu versammeln. Dass dabei jedoch nicht automatisch gute Filme bei entstehen, bewies er in der jüngeren Vergangenheit mit Werken wie Gosford Park und Dr. T and the Women leider zu Genüge. Mit A Prairie Home Companion liefert der mittlerweile 80-jährige nun erneut eine reine Ensembleproduktion ab, die glücklicherweise mehr zu bieten hat als große Namen.

Im letzten Jahr tat sich Altman mit Us-Humorist und -Rundfunklegende Garrison Keillor zusammen, eine Hommage an dessen Radiovariété A Praire Home Companion” zu drehen. Keillors Live-Show wird seit nunmehr 32 Jahren auf zahllosen Radiostationen der USA ausgestrahlt, und versammelt wöchentlich knapp vier Millionen Hörer mit einer Mischung aus Musik, Satire und Theater vor dem Radio. In seinem Drehbuch berücksichtigte Keillor sowohl reale Mitarbeiter der Show, als auch für das Variété erfundene Charaktere, die gemeinsam in einer fiktiven Geschichte ihren letzten Auftritt auf die Beine stellen. Dem entsprechend drehte Altman seinen Film auf quasi-dokumentarische Weise: Er folgt dem musikalischen Geschehen auf der Bühne, wirft einen Blick hinter die Kulissen und inszeniert den letzten Auftritt des Ensembles fast in Echtzeit: Meryl Streep und Lily Tomlin brillieren als in die Jahre gekommene Folksängerinnen, Woody Harrelson und John C. Reilly reißen als Cowboy-Duo Lefty und Dusty derbe Witze, und Moderator Gk ignoriert die Tatsache, dass das Theater nach der Show einem Parkplatz weichen wird. Durch die Szenerie stolpert Kevin Kline als Detektiv-Parodie Guy Noir, der stets auf der Suche nach einem anständigen Mordfall das mysteriöse Auftauchen einer geheimnisvollen Frau (Virginia Madsen) unter die Lupe nimmt. Sympathisch, melancholisch und voller Ironie erzählen Altman und Keillor mit Hilfe der großartigen Besetzung die Geschichte eines chaotischen Abends, die als nostalgischer und melancholischer Abgesang auf die alten Showkünste am Ende auch nicht unkritisch bleibt.

Robert Altman schuf ohne Frage einen eigenwilligen Film, der dank des großartigen Drehbuchs von Garrison Keillor auf mehreren Ebenen funktioniert und eine sympathisch-schräge Atmosphäre zwischen Realität und Fiktion beschwört. A Prairie Home Companion ist eine ironische Hommage, eine gescheite Komödie und ein freundschaftlicher Nachruf. Und nicht zuletzt ein wunderbarer Ensemblefilm.

Christian vogel” Simon